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Gedichte von Bernhard Mößner

Lyrik

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Satire ...

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Schuld verjährt

 

Tat er’s oder tat er’s nicht?
Dies ist hier die Frage,
sie beschäftigt das Gericht
über hundert Tage.

Es war ein Befehlsnotstand,
der Befehl hieß: Diesen
ganzen Haufen, der da stand,
standrechtlich erschießen!

Da war Krieg und somit Recht,
Kinder, samt den Ahnen,
egal, Bauer oder Knecht:
Nchts als Partisanen!

Recht ist, was dem Volke nützt,
gilt für den Soldaten,
weil er stets die Heimat schützt,
selbst mit solchen Taten.

Keiner hatte was geseh’n
keiner möchte zeugen,
so gibt’s auch nichts zu gesteh’n
und die Toten schweigen!

Auch der Richter, voll Geduld,
der den Fall jetzt klärte,
urteilt: Keiner wäre schuld
weil die Schuld verjährte!

Diese Weisheit ohne Maß
und mit soviel Güte,
ich muss doch gestehen, das
schlägt mir auf’s Gemüte.

 

 

Die Luft ist fort

 

In einem noblen Luftkurort,
wurd’ festgestellt: Die Luft ist fort!
Ein Kurgast japst und schnauft und ruft:
Wo bleibt heut meine teure Luft?
Ich werd’ mich höhern Orts beschweren
und diesem Ort den Rücken kehren!

Der Kurdirektor eilt herbei,
er alarmiert die Polizei.
Die meint, das wär’ der erste Fall
von festgestelltem Luftdiebstahl,
doch wär’ ihr dies Delikt zu schwer,
hier muss sofort die Kripo her.

Die sucht nach potentiellen Dieben
um zu sortieren und zu sieben:
Wer hätte wo und was geseh’n?
Verhaftet wurden mehr als zehn!
Gewesen sein könnt’s beinah jeder,
und so fand sich der Missetäter!

Es war der Bäckermeister Roth,
der buk sie ein in seinem Brot.
Der Schurke klaute noch und nöcher
die Luft für wahre Riesenlöcher,
den letzten Rest wollt’ er verstecken
in seinen Milch- und Wasserwecken.

Die Luft, gottlob, kam somit frei
und riecht auch wieder fast wie neu,
vorbei sind Ärger und Gezank,
der Kripo sei Preis, Ehr und Dank!
An Rothes Tür klebt nun ein Siegel,
er selbst sitzt hinter Schloss und Riegel!

 


Das Käfighuhn

 

Herr Maier, der besaß ein Huhn,
das tat, was Hühner selten tun:
Es legte goldne Einer,
wie freute sich Herr Maier!
Doch ist’s beim Eierlegen Brauch,
in diesem Falle galt das auch:
Ein Huhn legt täglich höchstens eins,
am Sonntag auch mal keins.

Herr Maier aber dachte: ei,
was wäre eigentlich dabei,
wenn ich das Huhn, das Eier legt,
jedoch nur eins zu legen pflegt,
in einen kleinen Käfig sperr’,
dann legt’s vielleicht, statt einem Ei,
pro Tag mir deren zwei.

In diesem Punkte irrte er,
denn was das Huhn im Käfignest,
seit diesem Tage fallen lässt,
das ist der Länge nach und Form
ein Ei nach X X – Euro - Norm,
gestempelt und somit korrekt,
das billig ist und auch so schmeckt.
Vielleicht legt es pro Tag nun zwei,
doch Goldene sind nicht dabei!

 

 

 

 

 

 

Philisophisches

 

Es lebe hoch die Theorie,
die Weisheit samt Philosophie!

Der Philosoph, der nichts als denkt
und tief sich in sich selbst versenkt,
der grübelt über Zweck und Sinn:
Bin ich mir sicher, dass ich bin?
Ist, was ich sehe, nur ein Schein?
Kann Seiendes auch gar nicht sein?
Er grübelt lang und grübelt tief,
so kommen Geister, die er rief,
sie wecken bei dem Philosophen
die Lust zu klugen Apostrophen.

Er müht sich, sie in Form zu zwängen,
zu logischen Gedankengängen,
die brechen sich gewaltsam Bahn,
so fängt er denn zu schreiben an,
an klugen Sätzen rumzufeilen,
um sie der Menschheit mitzuteilen,
stellt Wissen Thesen gegenüber,
und so entsteht ein Buch darüber,
mit tausend Seiten, wenn es geht
und Sätzen die kein Mensch versteht.

Ob recht, ob falsch, bleibt dabei offen,
man weiß es nicht, man kann nur hoffen!
Am End verstauben allerorten
auf hunderten von Bücherborden
solch Werke, wie zum Beispiel: „Die
Erkenntnis plus Philosophie.“


Würmchens Ende

 

Würmchen lebt im besten Holz
und als echter Hagestolz
wohnt er dort für sich allein
und nagt alles kurz und klein!
Wird die Wohnung ihm zu enge,
nagt er ein paar neue Gänge.
Vorne sitzt sein Zahn zum Nagen,
danach kommt sofort sein Magen,
hinten ist, wo das Gekaute
und vom Magen klein Verdaute,
letztlich trocken und gepresst
den Verdauungstrakt verlässt.
Nur das Trinken und das Kneipen
lässt er in der Wohnung bleiben.

Aber trotz der Wurmnatur
zieht es Würmchen zur Kultur,
und er liebt Klaviermusik
über alles! Brahms und Krieg
findet er besonders schön,
doch er hasst es, auszugeh’n,
er verachtet Kleiderzwänge
und die momentane Enge,
weshalb Würmchen sich verpuppt,
lange schläft und dann entschuppt,
und entfleucht als eine flotte
unscheinbare kleine Motte,
nämlich in die nächste Stadt,
welche ein Konzerthaus hat.

Dorten wohnt er, und nicht übel,
in dem Bösendorfer Flügel,
dessen Holz von erster Güte,
völlig kostenfrei zur Miete.
Nicht nur mietfrei, nein, man gibt
dort Konzerte, die er liebt,
so Präludien, wie Kantaten,
Sinfonien und Sonaten,
zwischendurch auch immer wieder
leichte Kost, wie Schubertlieder.

 

 

 

 

Viele Pianisten kamen:
Namenlose und mit Namen,
so wär’s immer fort gegangen,
Töne tönten und verklangen:
Doch dann kam ein Pianist
mit’ner Rhapsodie von Liszt,
eine ungeheuer lange
und mit ungewohntem Klange.
Pianistenfinger hasten
auf den weiß und schwarzen Tasten,
furchtbar dröhnt der Klimperkasten,
und die Liszt’en Töne bohren
sich zutiefst in Würmchens Ohren.

Welch Gedröhn und welch Tortur
selbst für eine Wurmnatur!
Ganz zum Schluss kam das Finale,
jedoch dann mit einemale
purzelte per Purzelbaum
Würmchen in den Bühnenraum,
wo mit einem leisen „bang“
Würmchens Kopf in Stücke sprang.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

Der Schloßgeist

 

Karl-Otto, einst ein edler Spross,
spukt jetzt als Geist in seinem Schloss,
das Schloss liegt lange schon in Trümmer,
Karl-Otto aber spukt noch immer.
In jeder Nacht, zur vollen Stunde
vollführt er eine Geisterrunde.
Wieso, warum? Ich weiß es nicht,
vielleicht war er ein Bösewicht!

Am Schlossplatz ist es nicht geheuer,
Karl-Otto flattert durchs Gemäuer.
Doch wär' ein Geist kein Geist, wenn er
in kein Gewand gekleidet wär',
in seinem Hemd aus weißem Linnen
entschwebt er her sowie von hinnen,
man hört es flattern und dazu
tönt's durch die Luft: hoho, huhu!

Doch jedes Linnen, muss man wissen,
wird mit der Zeit einmal verschlissen,
und rastlos nagt der Zahn der Zeit
selbst an Karl-Ottos Hemdenkleid.
Er ohne Hemd? Nicht auszudenken,
hier hilft nur eins: Ihm eins zu schenken!
Jetzt ist die rechte Zeit dafür:
Das Weihnachtsfest steht vor der Tür.

Auch hier wie oft gibt's, Gott sei Dank,
ein Konto bei der Deutschen Bank
und dies mit meiner Kontonummer,
denn jeden Tag erwacht ein Dummer.
Ganz wichtig ist, bei milden Gaben
muss man auch etwas davon haben!
Die Spendenquittungen dazu
schick ich euch zu aus Santa Fu,
denn Spenden ist nur halb so teuer,
setzt man sie ab von seiner Steuer.
Zum guten Schluss: Das Geld ist weg
für einen wahrhaft edlen Zweck!

 

Katzenjammer

 

Die Frühjahrsonne scheint
und unser Schneemann weint,
er sagt: „Ade“
und seine Tränen rinnen
nach außen und nach innen.
Auch unser schwarzer Kater,
mit weißem Latz und Tatzen,
hält es nicht länger bei uns aus:
Vier Wochen geht er auf Tournee.
Auf Gassen, Dächern, Zinnen,
hört man ihn schrecklich singen,
ein Liebeslied für Katzen,
er singt vor lauter Liebesglück
als wäre er von Sinnen:
„Miau, o weh, o weh!“

Doch nun kommt er zurück
in unsre enge Welt;
sein Schicksal holt ihn ein,
wie grausam kann es sein!
Die Katze aus dem Nachbarhaus
bekam sechs schwarze Kätzchen,
mit weißem Latz und Tätzchen.
Sie sucht darum nach keiner Maus,
sie sucht nach unsrem Kater,
wobei sie böse schaut
und fürchterlich miaut.
Sie kratzt ihm fast die Augen aus
und faucht ihn an, so laut sie kann:
„Du hundsgemeiner Kater,
du bist ein Rabenvater!“

 

 

 

 

 

 

 

 

   


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