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Gedichte von Lutz Menard

 

Seiten: Lyrik Limericks Klapphörner Zeitgeschehen Satire

 

Lyrik - Seite 1

 

Der objektive Dritte

 

Man schob ihn ab mit Schimpf und Schande!
Der Schimpf, der gründete ´ne Räuberbande,
die Schande wurde eine Straßendirne,
vergeblich aber frag´ ich die Gestirne:
Was wurde aus dem unbekannten Dritten?
Welch krauses Schicksal hat er wohl erlitten?

Gar oft spricht man von seinen Eigenheiten:
ganz objektiv soll er von allen Seiten
vernunftsbetont und völlig unparteilich
die Dinge richtig stellen - aber freilich
nur anonym, denn niemandem beliebt,
wenn es den Wunderknaben wirklich gibt!
Darum schob man ihn ab......(s. oben)
 

 

 

 

Vogel und Wurm

 

Bin ich ein bisschen angeheitert,
seh´ ich die ganze Welt erweitert
und schau sie wie aus Vogelflug:
nichts zählt Intrige, Lug und Trug,
schwing´ ich mich hoch und höher auf,
fast grenzenlos zum Sternenlauf!

Dann aber kommt der wunde Punkt,
wo Sein dem Schein dazwischenfunkt.
Urplötzlich packt mich kalte Wut,
ich spüre, was sich wirklich tut:
Ein Wurm nur bin ich hier auf Erden
und werde wohl nie Vogel werden.

Im Gegenteil, darf nicht vergessen,
dass Vögel gerne Würmer fressen!
 


Mann und Maus

 

Ein Schiff, im Kriege torpediert,
unreparierbar havariert,
soff ab zuletzt mit Mann und Maus.
Doch damit ist die Mär nicht aus:
die Maus ist schließlich noch entkommen,
hat keine Rücksicht mehr genommen
aufs Schicksal, das ihr vorbestimmt -
wo immer sie auch heute schwimmt.
Dem Mann jedoch erging es schlecht,
er starb sofort, wenn auch aufrecht!
 

 

 

 

Tröstlich

 

Gern sieht im Mittelpunkt sich immer
ein Mensch vom Ehrgeiz angetrieben,
obwohl´s ihm dort ergeht oft schlimmer,
als wär´ er peripher geblieben.

Der Pfeil der Götter trifft genau
den schwarzen Punkt im Schicksalsring!
Da freut sich manche arme Sau,
dass sie zum Glück daneben hing.

Einschränkend ist jedoch zu sagen,
dass Götter nicht all jene jagen,
die es verdienten - manche tragen
das Glück wie´n Schweißrand auf dem Kragen!


Der dicke Hund

 

Ein dicker Hund liegt in der Hütte
und denkt, ach, wäre ich doch bunt!
So lieg´ ich hier auf meiner Schütte
und bin nicht mehr als fett und rund.

Wär' ich so bunt wie Ostereier,
so kennte mich ein jedes Kind!
Ich wäre Gast auf jeder Feier,
wo prominente Leute sind.

Man ließe mich nicht aus den Augen,
ich wäre stets in aller Mund,
und würde ich auch sonst nichts taugen,
ich bliebe doch ein bunter Hund!

So ist im Leben ohne Frage
Bekanntheit öfters nichts als Schein.
Vielleicht zählt auf des Schicksals Waage
es mehr, ein dicker Hund zu sein.

Abschied ohne Tränen

 

Du gingest fort - ließt mich allein
mit einem Sack voll lauter Fragen.
Du wolltest keine Stütze sein,
nicht mit mir unsre Sorgen tragen.

Ich bot dir nur das kleine Glück,
doch dafür Nägel auch mit Köpfen.
Du wollt'st nicht aus dem Traum zurück
und ständig aus dem Vollen schöpfen.

Ich wünsch' dir, dass die Quelle reicht,
ein Leben lang dich zu erfrischen,
und bis der Sternenschein erbleicht,
geh' ich noch ein paar Biere zischen!
 

 

 

 

 


Das (S)Passfoto

 

Kürzlich brauchte ich fürs Reisen
ein Papier, mich auszuweisen.
Und so ging ich in dem Glauben,
niemand kann mein Bild mir rauben,
nicht zum Foto-Fachbetriebe,
sondern, dass es billig bliebe,
schnell zum Kaufhaus-Automaten
gegen jegliches Anraten
der vereinigten Familie
samt der Großmama Cäcilie!

Danach keiner mehr erkannte,
wen da auf die Platte bannte
der verflixte Blitzlichtkasten
mit den Überraschungstasten!
Meine Frau rief: "Mein Gott, Walter!
Du siehst aus wie ein Beknallter!"
Und der Grenzbeamte dachte,
ich sei Otto - doch er lachte
und ließ, ohne nachzusehen,
mich nebst Schmuggelware gehen.

 

 

Der einbeinige Reiher

 

Ein Reiher steht auf einem Bein,
er könnt´s genau so gut auf zwei´n.
Warum begnügt er sich mit einem,
obwohl doch zwei sich besser reimen?

Er denkt, was schert mich Poesie,
ich schone ganz konkret mein Knie
auf einem, höb´ ich auch das zweite -
ich fiele beinlos auf die Seite!

So spare ich im Intervall,
die Kraft durch Einstand - ohne Fall.
Zwar wäre auch der Zweistand möglich,
jedoch der Kondition abträglich.

Laßt mich, bitt´schön, einbeinig stehn
als Silhouetten-Strich zu sehn
und ohne mich laut zu besingen –
solch´ Einstand wird euch nie gelingen!

 

 

 

 


Binsenweisheit

 

Mit zwanzig reißt du Bäume aus,
machst jahrelang so weiter.
Mit vierzig baust du dir ein Haus,
stehst oben auf der Leiter
und glaubst noch immer unbesehen:
das Ganze wird so weitergehen!

Mit fünfzig jäh passiert dir dann,
was nie für möglich du gehalten.
Die Kinder seh´n dich seltsam an
und nennen dich den Alten!
Dein Atem wird nicht grade länger,
du spürst es, dir wird bang und bänger -

doch tröste dich, noch ahnst du nicht,
was dir die Sechzig bald bescheren,
wenn Rheuma plagt dich, Frust und Gicht,
die Frauen dich nicht mehr begehren -
willst selber so genau nicht wissen,
was sonst noch alles ist verschlissen!

Mit achtzig endlich wirst du schlau,
denkst nicht mehr an das Morgen,
freust dich am tiefen Himmelsblau,
lässt andren gern das Sorgen!
Warum nicht gleich so, fragt manch einer,
doch jung UND weise ist wohl keiner.

 

Der einbeinige Reiher II

 

Wie er so steht auf einem Bein
und keinen Zeh bewegt,
da fällt ihm plötzlich etwas ein,
was seinen Geist erregt!

Und zwar, wie er – ihr glaubt es nicht!-
sich ohne jede Qual und Müh´
durch einen Endreim im Gedicht
versöhne mit der Poesie!

Von nun an steht der kluge Reiher
mit seinem Bein in einem Weiher!
(Zugleich ist dies sein Mittagstisch,
denn er ernährt sich meist von Fisch!)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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