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Gedichte von Bernhard Mößner

Lyrik

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Satire ...

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Dädalos & Co.

 

Herr Dädalos war ein Genie
in Praxis sowie Theorie:
ein Steinmetz, Maler, Ingenieur
und weltbekannter Konstrukteur!
Als Künstler hauchte er den Stein-
figuren soviel Leben ein,
dass diese, statt mit starren Mienen
zu starren, glatt zu lachen schienen.

Und lang schon vor Graf Zeppelin
zog's Dädalos zur Luftfahrt hin;
die Technik war noch primitiv,
doch immerhin: Die Kiste lief!
Er bastelte aus Gänsefedern
und Streifen aus verschiednen Ledern
ein Flugzeug, das so wenig wog,
dass es fast von alleine flog!
Dann gründete er gleich die "Air
Antike-Jet-und-Luftverkehr
GmbH & Compagnon"
mit Firmensitz: Heraklion.
Sein Sohn trat in die Firma ein,
der hatte den Pilotenschein.

Die Firma brauchte prinzipiell
anfangs noch Hilfe: finanziell
Sponsoren waren bald gefunden.
Der Chef lud sie, sowie zwei Kunden,
an einem Tag voll Sonnenschein
zu einer Flugvorführung ein.
Doch leider klappt' beim Vorführtag
fast nichts, was einzig daran lag:

Ikaros, sein verwirrter Sohn,
(und leider auch sein Compagnon)
der litt an einem Größenwahn:
Er steuerte die Sonne an,
dort kriegte er den Höhenrausch
und flog im Bogen sowie Bausch
erst durch die Lüfte (englisch: Air)
und danach steil ins Mittelmeer.
Vom Himmel regneten die Fetzen,
der Vater sah es mit Entsetzen:
Die Firma, seine neue, schöne,
bekam Liquidationsprobleme.

Denn es verließen die Sponsoren,
bevor sie hier ihr Geld verloren,
bei diesem hohen Risiko,
die Firma Dädalos & Co.
Sie investierten danach nie
mehr in die Luftfahrtindustrie,
so lag dieselbe lang danieder.
Doch, Gott sei Dank,
heut fliegt man wieder! 

 

 

Eine starke Frau

 

Das Bild der Frau, wo ist es nur geblieben?
Das Bild der Mutter; plötzlich war es weg!
Dort, wo es hing, sah man auf der Tapete
noch eine kurze Zeit den großen hellen Fleck.
Das brave Mütterchen, mit ihren KKK`s:
das ist vorbei, sie hat sich reformiert,
der Mann schaut allerdings etwas betreten,
er wirkt veraltet und leicht antiquiert.

Sie ist gern Frau, weil dies dem Mann gefällt,
denn irgendwie ist man das so gewohnt,
sie gibt sich stets gefällig und charmant
und geht, wenn möglich, auch figurbetont.
Und hat sie abends einmal Lust zum Ausgehn,
sagt sie leger: "Ich habe heut ein Date!"
Bald darauf kommen die Verkehrsprobleme:
er kommt zu früh manchmal - und sie zu spät.

Ansonsten liebt sie noch genau wie früher,
jedoch nicht unbedingt daheim im Bett,
und praktisch ist: Das Ausziehn geht jetzt schneller:
Die Frau von heut steckt nicht mehr im Korsett.
Man liebt sich erst, dann schläft man um so besser,
am Morgen gibt man sich nicht irritiert;
ein kleiner Saitensprung ist kein Verbrechen,
sie ist erwachsen und emanzipiert.

Der Mann kniet nicht mehr vor den Frauen nieder,
das ist vorbei, man ist nicht mehr gehemmt!
Statt Feinripp-Unterhosen trägt er enge Tangas,
nur sein Geschlechtsteil fühlt sich eingeklemmt.
Er nimmt auch keine Peitsche mit, wie Nietzsche;
er macht sich fein, wenn er zum Weibe geht,
doch unterwegs zu ihr plagt ihn die Sorge,
ob das, was männlich ist, ihm letztlich steht.

Liebst du als Mann einmal von ganzem Herzen,
dann sei ein Mann und sage es ihr nicht,
bleib cool dabei und schaue unbeteiligt,
schreib ihr um Himmels Willen kein Gedicht!
Die Frau von heute ist meist gut belesen
und bestens informiert in punkto Mann,
sie lächelt wissend, wenn man sie vertröstet,
sie hat Verstand und darauf kommt es an.

Doch eines ist auch heut noch so wie früher:
Sie wünscht sich irgend wann einmal ein Kind!
Auch Kinder sind am Anfang nicht vollkommen,
doch nie so kindisch, wie heut Männer sind.
Der Schwachpunkt bleibt: das Kinderkriegen,
ein Mann lernt das in seinem Leben nie!
Auch diese Frage wird die Frau einst lösen,
zusammen mit der Pharmaindustrie.

 

 

 

Doch was immer Lola tat

 

Lola war ein Klasseweib,
das mit seinem Rasseleib
jede Woche als Hostesse                              Werbung machte in der Presse,
wonach sie für eine Sünde
gerne zur Verfügung stünde.
Männer lagen ihr zu Füßen,
wollten ihre Waden küssen,
doch gerieten sie zuweilen
zu ganz andern Körperteilen.
Denn, was immer Lola tat,
sie tat alles akkurat!

Dies ist nun Vergangenheit,
Lola nützte ihre Zeit!
War ihr Ruf einst skandalös
ist er nunmehr seriös;
Man(n) erfährt heut ihren Namen
höchstens noch durch Mundreklamen.
Sie trifft sich jetzt oft und gern
mit bestimmten ältern Herrn,
die sich rührend um sie sorgen,
ihr auch einmal etwas borgen,
oder dies und jenes schenken.
Aber nicht, dass sie jetzt denken
Denn, was immer Lola tat,
sie tat alles akkurat!

Lola zählt, dank hohen Preisen,
nunmehr zu den feinen Kreisen,
die so fein sind dass man schlicht
über Geld nicht einmal spricht.
Heut gehört sie zu den Damen
mit den distinguierten Namen,
die mit brilliantenschweren
sündhaft teuren Collieren
ihren dicken Hals kaschieren,
die statt essen, fein dinieren.
Sie zählt zu den Lebendpuppen
die in teuren Modeschuppen,
sich nach stundenlangem Wählen
in zu enge Fummel quälen.
Denn, was immer Lola tat,
sie tat alles akkurat!

Langsam rinnt und rinnt die Zeit -
Lola schätzt die Sittsamkeit:
Sieht sie Damen an der Straße
rümpft sie vornehm ihre Nase,
und zeigt mit dem Zeigefinger
auf die sündhaft jungen Dinger,
wobei sie mit Abscheu spricht:
Dieses gab es früher nicht!
Denn, was immer Lola tat,
sie tat alles akkurat.

 

Jede(r) bastelt sich am Ende
seine passende Legende.

 

Letzte Reise einer Meise

 

Eine kleine blaue Meise
plante eine Urlaubsreise.
Sie besorgte sich Prospekte,
las sie durch und sie entdeckte
zu sehr moderatem Preise,
eine Holland-Grachtenfahrt.
Und weil sie gern reist und spart,
kaufte sie sofort komplett
Bahnbillett und Schiffsticket,
bei der Vogelreisenbahn.
Doch der Zug, mit dem sie reiste,
fuhr zu schnell, und er entgleiste
lange schon vor Amsterdam,
er kam folglich dort nicht an.
Dieses war der armen Meise
erste und auch letzte Reise;
damit schloss ihr Lebenslauf!
Vier uralte schwarze Raben,
die sie dort gefunden haben,
fraßen ihre Reste auf.
Auf dem Schiff besetzt ein Spatz
ihren frei geword‘nen Platz.

Der Kuckuck ruft

 

Der Kuckuck ruft in jedem Mai
so schön wie einst die Loreley,
jedoch sein Ruf ist nicht der beste,
das kommt, weil er in fremde Neste
die Eier legt, und fliegt sodann
davon, als ging es ihn nichts an,
anstatt sein Ei selbst zu bebrüten
und seinen Nachwuchs zu behüten.

Pardon, ich mein die Kuckucksdamen!
Die Männchen, in drei Teufels Namen,
die spenden dazu nur den Samen!

Doch leider lockt die Politik
mit haargenau dem selben Trick:
Kaum einer in dem hohen Haus
der brütet selbst die Klopse aus,
die sie Reform zu nennen pflegen
und dann in unsre Nester legen!
Wir brüten dieser Art Kuckucken
die Eier aus wie dumme Glucken.
Denn was aus deren Schalen kriecht
und stark nach faulen Eiern riecht,
das steht uns Hennen nachher teuer:
Dem Ei entschlüpfen Ungeheuer,
die fressen fleißig noch und nöcher
in unsre Nester Riesenlöcher.
Am Ende lässt uns diese Sippe
ein leer gefressenes Gerippe,
ein dürrer Balg aus Haut und Haar,
der einmal ein Sozialstaat war.

 

 

Götterdämmerung

 

Abend war’s und nach der Wahl:
Im Olymp im kleinen Saal
herrschte Götterdämmerung!
Schweigend um den Tisch herum
taten Zeus und Hera sitzen,
Zeus begann nervös zu schwitzen.
„Das“, rief er, „würd’ grad noch fehlen,
dass die Menschen uns nicht wählen!“

Da kam Hermes mit den Zahlen,
den Ergebnissen der Wahlen,
und er rief, vom Schmerz gequält:
„Wir Götter wurden abgewählt!
In Athen, das ist das Schlimme,
kriegten wir nicht eine Stimme!
Künftig sind wir arbeitslos,
Himmel hilf, was mach ich bloß?“

Zeus war außer sich und schrie:
„Diese Scheiß-Demokratie,
dieses irdische Gesindel,
dieser Frei- und Gleichheitsschwindel!
Ich wusste es immer schon:
Undank ist der Götter Lohn!
Warum hab ich diese Affen
überhaupt einmal erschaffen?“

„Du“, rief Hera, „fragst warum?
Du trägst die Verantwortung!“
Danach schrie sie sich in Rage:
„Welche Schande, welch Blamage:
„Deine Weiber, deine Laster,
die sind schuld an dem Desaster!
Aus ist es nun mit uns beiden:
Jetzt ist Schluss, ich lass mich scheiden!“

Sagt’s und macht die Lampen aus.
Finster ward’s im Götterhaus,
und im Dunkeln tappt bis heute
Zeus laut schimpfend durchs Gebäude;
Aber ohne Strom und Licht
findet er den Ausgang nicht,
doch das Schlimmste für ihn ist,
dass kein Schwein ihn mehr vermisst.

Die Moral von der Geschicht’:
Irgend etwas stimmt hier nicht.
Einer, meint Zeus, kann allein
doch nicht schuld gewesen sein!



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