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Kurzgeschichten von Harald Kriegler

 
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Gesucht und gefunden

 

Forschergeist ist heute mehr denn je gefragt. Sei es nun durch ein wirksames Mittel der Fernsehverblödung Einhalt zu gebieten, endlich ein deutsches Wort für Handy zu finden, oder gar ein Müsli auf den Markt zu bringen, das wie ein saftiges Rindersteak schmeckt. Die Probleme, die die Menschheit der heutigen Zeit so hat, warten nur darauf, gelöst zu werden.

Doch am Institut von Prof. Dr. Dr. Dr.-Ing. Findig war man wie paralysiert, seitdem Wissenschaftler herausgefunden haben, dass der Mensch nur ein paar schlappe Gene mehr hat als die Fruchtfliege.

War menschlicher Geist überhaupt noch in der Lage, Großes zu erfinden, oder resultierten die Entdeckungen der Vergangenheit aus purer Zufälligkeit?

Bei Dr. Findig und seinen Kollegen herrschte Ratlosigkeit, und von dem Willen, auf rauen Wegen zu den Sternen zu gelangen, konnte wirklich keine Rede sein.Nur eine Ausnahme gab es. Seit Tagen schloß

sich Dr. Siebenklug in seinem Laboratorium ein. Ließ er sich dennoch für kurze Zeit auf den kahlen endlosen Fluren des Instituts sehen, hatte er keinen einzigen Blick mehr für die offensichtlichen Reize, die sich unter dem schneeweißen engen Laborkittelchen der Kollegin Dr. Müller-Keck verbargen.

Dr. Siebenklug war wohl der fähigste Mann am Institut. Seit der Erfindung winziger, absolut schallundurchlässiger Ohrstöpsel, die man bei todlangweiligen Fachvorträgen dröger Kollegen unbemerkt tragen konnte, galt der Mann als genial. Auch ein Artikel in der Fachpresse, in dem er ankündigte,

dass das Institut schon bald in der Lage sein wird, Schwarzgeld sauber zu waschen, erregte in

gewissen Kreisen höchste Aufmerksamkeit.

Siebenklug, einem Mann mittleren Alters, sah man es an, dass er seit Tagen schlecht geschlafen

hatte. Zwei tiefe Falten zerfurchten sein Gesicht, und die spitze Nase konnte die randlose Brille kaum halten. Auch seine Kleidung vernachlässigte der rastlose Erfinder. Die Anzughose unter dem Arbeitsmantel beulte mächtig, und die Fliege, die das I-Tüpfelchen seines einst so korrekten Äußeren darstellte, sah aus,
als wenn sie in einen Marmeladentopf gefallen wäre. Hinter vorgehaltener Hand mutmaßten die

Kollegen, dass Siebenklug vielleicht an einem wirkungsvollen Fleckenspray tüftele.

Die Institutsmitarbeiter rüsteten sich gerade zur Mittagspause, als ein lautes: "Heureka" aus dem Laboratorium des Erfinders schallte. Siebenklug verließ seinen Arbeitsraum und wurde sofort von den Kollegen umdrängt. "Nun, verehrter Dr. Siebenklug", fragte der Chef, "fügen Sie der langen Erfolgsliste unserer Einrichtung ein neues Ruhmesblatt hinzu?"
"Äh, nun", stammelte der Angesprochene, "ganz so ist es leider nicht, aber nach zwei Tagen intensiven Suchens habe ich sie endlich gefunden...."
"Die Rezeptur für das Schwarzgeldwaschpulver?" fragte der Professor
erwartungsfroh."Nein, nein daran forsche ich noch", entgegnete Siebenklug "gefunden habe ich in

einem leeren Erlenmayerkolben die Einladung zum morgigen Empfang, den der Präsident der Erfinder

und Tüftler zu Ehren hervorragender Forscher gibt."
"Na, wenigstens etwas, Kollege", sagte der Chef, "da vertreten Sie unser Institut würdig, und

vergessen Sie nicht zu erwähnen, dass Sie fieberhaft an der Formel zur Herstellung des Schwarzgeldwaschpulvers arbeiten. Ich bin sicher, dass es bei diesem Bankett an potentiellen Interessenten nicht mangeln wird..."

© Harald Kriegler


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