Startseite

Gedichte

Kurzgeschichten
Autoren
►  Bär, Christine
►  Bansen, Bruno
►  Büchler, Helmut
►  Hadulla, Werner
►  Hasse, Wilhelm
►  Hohmann, Ulli
►  Karst, Claus
►  Kieber, Jutta
►  Kriegler, Harald
►  Menard, Lutz
►  Mößner, Bernhard
►  Müller, Hendrik
►  Oosterbeek. J.v.
►  Paffrath, Günther
►  Possehl, René M.
►  Spröhr, Inge

Karikaturen

FORUM

Kontakt

Impressum

Autorentreffen

KlapphornClique

 

 

Gedichte von Lutz Menard

 

Seiten: Lyrik Limericks Klapphörner Zeitgeschehen Satire

 

Lyrik - Seite 3

"Check-Up" im Krankenhaus

(eine Tragödie in mehreren Akten)


Das Alter mag zwar Weisheit bringen,
doch mittels dieser wird auch klar:
Ich kann nicht mehr wie'n Jüngling springen,
oft macht sich schon die Puste rar.

Der Atem keucht, das Herz schlägt hundert,
der Schweiß bricht aus, der Magen streikt -
der Arzt hat, darob nicht verwundert,
die rote Karte mir gezeigt!

Jetzt gilt es, dass man schnell ergründet,
mit HighTech-Medizin-Gespür,
wo sich der wunde Punkt befindet –
der Zahn der Zeit nagt auch an mir!

Ich ging, wenn auch mit Widerwillen,
ins Krankenhaus voll stationär.
Zunächst zum Formularausfüllen,
der Chefarzt kommt gleich hinterher!

So glaubte ich – und wollt' aufs Zimmer,
doch dieses war noch fremdbesetzt.
Die Schwester hatte keinen Schimmer
und wirkte sehr von Stress gehetzt!

Damit ich keine Zeit verliere,
sorgt sie schon für den Vorgeschmack
und schickt mich gleich von Tür zu Türe
zum Diagnosen-Doppelpack!

Vom EKG zum Röntgenbild,
vom Sonogramm zur Blutentnahme,
die Wartezimmer überfüllt,
und niemand übt da Rücksichtnahme!

Manch Arzt sagt nicht mal Gruß und Namen
und zählt dies wohl zur Schweigepflicht.
Dann heißt es, dass sie frei bekamen
mein Zimmer – doch das Bett noch nicht!

Zwar kann ich schon den Stuhl besetzen,
das Bett braucht man noch nebenan,
und meine trockne Kehle netzen,
bis man ein neues schafft heran.

Jedoch zum Trinken fehlt das Glas –
ich nuckel nicht gern an der Flasche
und nehme, wenn auch nur zum Spaß,
das Zahnputzglas der Reisetasche.

Nun aber gibt's Kaffee mit Schaum -
die Mittagszeit ist längst vorbei –
dazu den Jogurt „Früchtetraum“,
doch einen Löffel nur statt zwei!

Ich drücke auf den Klingelknopf,
es lässt sich lange niemand blicken.
Dann guckt herein ein Schwesternkopf –
um mich erneut auf Tour zu schicken!

Schon wieder durch zehn Gänge laufen
und mich verirr'n im Schilderwald!
Ich kann auch nirgendwo verschnaufen,
und in den Fluren zieht es lausig kalt.

 

Danach will ich jedoch genießen
das Abendessen, schon bestellt.
Doch was zum Brot sie bieten ließen:
Zwei Scheiben Wurst, noch ungepellt!

Und morgen muss ich auch noch fasten!
Um zehn Uhr wetzt der Arzt das Messer,
Katheterdraht soll's Herz abtasten.
Um zwölf Uhr, hofft man, geht's mir besser!

Ich hör', heut' Abend nimmt sogar –
die Oberschwester hat's bekräftigt! –
der Chefarzt die Visite wahr,
ansonsten sei er zu beschäftigt!

Tatsächlich reicht er mir die Hand
und fragt mich auch nach dem Befinden.
Mein Leidensweg sei ihm bekannt,
es gäb' dafür genug an Gründen!

Der nächste Tag wird heiß und lang.
Ich lieg' um fünfzehn Uhr noch rum
und fühle mich jetzt wirklich krank,
vor Hunger bin ich still und stumm.

Schon denke ich beinah vermessen,
Gott hat mich vor der Qual bewahrt,
der Arzt hat mich wohl glatt vergessen –
ein Irrtum, mir blieb nichts erspart!

Auch Speise muss ich weiter meiden,
noch stundenlang ist Fastenzeit!
Ich soll mich mit dem Wort bescheiden,
nachts ständ' ein Mahl für mich bereit!

Ich warte lang – halb neun, halb zehn,
selbst als die Rotlichtbirne flimmert,
lässt sich kein Mensch im Zimmer seh'n!
Mein Zustand hat sich krass verschlimmert!

Mich plagten üble Magenkrämpfe,
aus einem Glas Urin vom Morgen
entwichen auch noch saure Dämpfe!
Die Nachthilfskraft kam sie entsorgen,

und sie erbarmt sich meiner Not
und macht mir, wenn auch dünn belegt,
zur Nachtzeit noch ein Butterbrot,
das Magen mir und Darm bewegt.

Am nächsten Tag der Schlussbefund
erschien mir im Detail nicht wichtig.
Nichts von Belang fand sich im Grund –
der Fachjargon blieb undurchsichtig!

Schnell habe ich das Haus verlassen
und fühle mich nicht länger krank,
missachte Rat von Krankenkassen
und bring das Zuschussgeld zur Bank!

 

 

 


zurück Seite -2-

weiter Seite -4-