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Gedichte von Bruno Bansen

Märchenhaftes
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Dornröschen - pubertierend

„Dornröschen“, sagt Papa, der König,
„du solltest bitte, dies ein wenig,
die Rosen, die ich pflanzte, binden,
dass aufwärts sie am Schloß sich winden,
weil's Mode ist und farblich soll's
auch passen zu dem neuen Rolls“.

„Du kannst gleich diese Dinger düngen,
den Dünger muss vor allen Dingen
man stark verdünnen. In der Tat
ist dieses Zeug ein Konzentrat,
was völlig neu und welches flugs
beschleunigt sehr der Pflanzen Wuchs“.

Ich werde mit der Frau Mama
jetzt schoppen geh'n und du bleibst da.
Versprich auch, dass du nicht erklimmst
des Schlosses Turm und dass du nimmst
die Worte ernst! Nun unterdessen
sag' ciao ich, bis zum Abendessen“.

Vom Haken nimmt er seine Krone,
er geht nicht gerne oben ohne,
weil's zugig ist, auch wenn es warm.
Frau König greift nach seinem Arm,
ein Taxi kommt, gemeinsam geht
und steigt man ein, sobald es steht.

Erwähnter Turm vom Schloss war immer
schon gut zu seh'n von Röschens Zimmer.
Sie weiß, seit kurzem jemand pennt
und ganz geheim im Appartement.
Nur wer jedoch, das durfte nicht,
da streng geheim, ans Tageslicht.

Dornröschen sieht man nun im Garten
auf so was wie Erleuchtung warten.
Sie kippt sodann, wo sie grad steht,
das "Maxi-Wux" aufs Rosenbeet,
bewässert's auch, jedoch nicht toll,
und rennt zum Turm, was sie nicht soll...

...erreicht ihn, eilt, nun sehen wir,
sie klopft, und zwar an eine Tür:
Ihr Herz tut gleiches in ihr'm Mieder,
nur häufiger und immer wieder.
"Macht auf", ruft sie, "hier ist Besuch,
geschlafen habt ihr schon genuch!"

Sie tritt herein, macht Licht, erkennt
ein Kanapee, auf jenem pennt
ein Prinz, so deucht sie, überwiegend
(vernehmlich schnarchend), nackig liegend...
Sie hat, was ihm dann peinlich ist,
wo's nicht ganz üblich, wach geküsst.

"Dornröschen", fragt er, "holde Maid
muss ich schon aufstehn, ist es Zeit?
... Und davon mal ganz abgesehn,
laut Märchenbuch soll's anders gehn:
In jenem nämlich und per Kuss,
weckt sie nicht ihn, nein, er sie muss!"

Dank "Maxi-Wux" gedeiht und blüht
es ganz phantastisch, wie man sieht.
Es wächst und wuchert ohne Pause,
und innen, in des Königs Hause
da mangelt's schon und zwar am Licht
und wenn wer rein will, kann er nicht!

Dornröschen merkt nun, dass vertrackt
die Lage wäre, weil er nackt,
doch denkt sie weiter, dieses laut:
"Das Kerlchen scheint mir gut gebaut
und auch nicht doof," denn ungefragt
reißt er'n Verschluss auf, der da hakt.

Die Dinge nahmen ihren Lauf,
(die andern kriegt er auch noch auf),
sie fand's ganz toll, nur fand sie's fies,
dass dieser hier Heinz-Detlef hieß,
bei d e s s e n Aussehn nachgerade,
da fand sie dieses jammerschade!

Die Eltern kehren heim - um's Schloss
wie blöde wucherts, Spross um Spross
und schon vom Tor aus ist zu sehn,
was zwischenzeitlich war gescheh'n!
Den Wächter fragt man, der dort wacht,
was s o n s t man wohl bei s o w a s macht?

Es meint nun dieser, um's Verrecken
könnt' er 'ne Lösung nicht entdecken,
man müsste mal ... per Internet ...
ob wer 'nen Präzedenzfall hätt' ...
denn irgendwie, er dies beschwört,
hat er von solchem schon gehört!

Doch greift, bevor er das erzählt
zu seinem Handy er und wählt
die eins, eins, zwo und gibt bekannt
"... des Königs Schloss - nein nicht verbrannt,
es geht um diese Dornenhecke ....
man müßte sie ... zu diesem Zwecke..."

Der Feuerwehr kam's spanisch vor:
Was sagt der grade dem ins Ohr?
Welch Schloss wär dies und welche Hecke?
welch König? Und zu welchem Zwecke?
Man schreibt sich's auf und weiß genau,
wird das bekannt, glaubt's keine Sau!

Tatü macht's jetzt, sowie tata
vielleicht auch umgekehrt, naja.
Man rückte aus, hofft, nicht zu spät
mit dem, was nötig, an Gerät,
macht weiterhin, damit man's hört,
Tatü, tata, auch wenn es stört.

Nach zwölf Minuten gut und gerne
da sahen sie, und zwar von ferne
das Schloss, mit dichten Rosenranken
doch mangels Sprit, da hieß es tanken!
Ein halbes Stündchen man nun schiebt
dann ist man da, wo's Diesel gibt.

Tatü, tata, macht nun ganz vorn
weil's weitergeht, Alarm das Horn,
erreicht sodann und wie geschmiert,
Familie Königs Schloßgeviert,
wo ungebremst, man sieht, es stimmt
das Rosenwachstum Fortgang nimmt.

Mit roher und geballter Kraft,
da wurde letztlich es geschafft,
dass frei nun wieder, was bisher
so schien, als ob's für ewig wär.
Die Rosen zogen auch zum Glück,
vor dieser dann und sich zurück.

Das Schloss erscheint vom Spuk befreit,
fast jeden dieser Umstand freut.
Des Königs Frau jedoch erbleicht
als sie das Innere erreicht,
denn als sie tritt und zwar hinein
erkennt sie Mann und Töchterlein!

„Ei zapperment“, entfährt's dem König,
„wer wär' denn er? Erklärt's ein wenig
damit er möglichst irgendwann
der Handlung auch mal folgen kann!“
Denn jener Dingsda, wär mitnichten
ein Königssohn - man muss berichten:

Frau König nämlich öfters geht
inkognito zur Diskothek,
und insbesond're kann man sehen
sie wie beschrieben dort hin gehen,
wenn Männer-Strip-Plakate künden,
Die "Chippendales" wär'n dort zu finden!

"Und dieser hier, der sucht schon immer
zum Wohnen drin, ein schönes Zimmer
und dass du's weißt , drum ich's erzähl:
der junge Mann i s t Chippendale
und passt zu dieser Sorte Möbel
für die du schwärmst, infolge Faible!!!"

"Ach Gott, mein Weib, das Soziale
vergaß ich hier mit einem Male"
dieweil, er schnieft in's Taschentuch
" ich fürchtet' Stil- und Ehebruch ,
und alles ist nur halb so schlimm
denn Chippenstil ist's immerhin!"

Das Töchterlein, man kann's verstehn,
will Chippendale jetzt nicht mehr sehn.
Inkognito, (schon längst enträtselt ),
erscheint sie nunmehr aufgebrezelt
in dieser Disco, hocherfreut:
die "Dreamboys" strippen hier, ab heut'.

 

 

Rotkäppchen

 

Im dunklen Tann, da gab es nicht,
sonst wär's nicht dunkel dort, ein Licht.
Das wusste nicht die Anneliese,
die grade querte dort die Wiese,
die Kräuter suchte, um zu würzen
und auch den Weg sich abzukürzen.

Sie singt ein Lied, es ist schön warm,
den Henkelkorb hat sie am Arm,
um reinzutun, was sie so fand,
es ist schon drinnen allerhand.
Frohgemut, mit forschem Schritte,
erreicht sie just der Wiese Mitte
und ahnt nicht, dass dort vorn, im Hain,
'ne Überraschung würde sein.

Es ist der Wolf, der alt und taub
und blind auch noch und mit Verlaub,
im Fell die Räude überwiegend,
sich auszuruh'n gedenkt, dies liegend.
Den Wald betritt nun Anneliesen,
verspürt just Hunger, will sich diesen,
vermittels einer handvoll Beeren,
von vorn herein denn auch erwehren.

Sie wollte sich nun grade bücken,
um von den Bickbeer'n sich zu pflücken,
sie setzt den Korb ab und sich nieder,
es engt sie ein, ihr neues Mieder,
sie reißt die Beeren von dem Strauch,
doch leider tut's das Mieder auch
und dann mit Macht, befreit von Enge
und von des Mieders Fischgestänge,
da quillt's, was eben noch in Form,
in's Freie und zwar ganz enorm.

Der Wolf, der's sah, erkennt, für heute
verging ihm sehr die Lust auf Beute
und zog nach rückwärts und zum Glück
für's Rote-Käppchen sich zurück
denn jene, die er hier erwartet,
erheblich anders war geartet:
Mit rotem Käppchen, klein und zart,
wie schon gesagt, von andrer Art.
und das, was fett ist, muß er meiden,
denn er, mit seinem Gallen-Leiden,
er würde daran glatt krepiern
und dieses will er nicht riskiern.
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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