Oh, diese Männer ...

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Selbstzweifel

 

Gedankenjäger, Fallensteller,
der peinigende Träume streut -
der nimmermüde Fragesteller,
der morgenhellen Himmel scheut -

der ruhelos in dunkler Nacht
durch unbestellte Fluren streift
und über off´ne Gräber wacht,
wo Gestern nach dem Heute greift.

 

Lutz Menard

 

 

 

Frühschicht

 

Der Eisenhammer dröhnt und wummert,
weckt jeden, der noch träumt und schlummert.
Licht kriecht gelb-schweflich angefault
durch das Rollo – der Haushund jault
und zerrt zur Tür, es pfeift ein rauer
Nordwind um seine Pinkelmauer.
Von feuchten Ziegeln hebt sich Schwaden,
weht über Kopfstein hin zum Laden
des Türken: Seine fremde Frucht
schickt Düfte in die Straßenschlucht,
und ratternd zieht auf nassem Pflaster
die schwarze Spur ein schwerer Laster,
bis ihn verschluckt das Eisentor.
Ein Blaumann-Trupp steht schon davor.
Sirenen heulen von den Essen
zur Frühschicht – fast hätt´ ich´s vergessen!

 

Lutz Menard
 

 

 

Pyrrhussieg

 

Manch einer kam und sah und siegte
und merkte nicht, daß er nicht kriegte
als Lohn, was er sich vorgestellt.

Er schlug zumeist die falschen Schlachten,
weil sie ihm Ruhm und Geld einbrachten,
und vielen dies allein gefällt.

Einstmals schien ihm, wenn auch im Traume,
als schönste Frucht am Lebensbaume
die Brüderlichkeit in der Welt.

Heut´ treibt ihm nächtliches Gewissen
den Angstschweiß in das Ruhekissen,
wenn er aus allen Träumen fällt.

 

Lutz Menard

Der objektive Dritte

 

Man schob ihn ab mit Schimpf und Schande!
Der Schimpf, der gründete ´ne Räuberbande,
die Schande wurde eine Straßendirne,
vergeblich aber frag´ ich die Gestirne:
Was wurde aus dem unbekannten Dritten?
Welch krauses Schicksal hat er wohl erlitten?

Gar oft spricht man von seinen Eigenheiten:
ganz objektiv soll er von allen Seiten
vernunftsbetont und völlig unparteilich
die Dinge richtig stellen - aber freilich
nur anonym, denn niemandem beliebt,
wenn es den Wunderknaben wirklich gibt!
Darum schob man ihn ab......(s. oben)
 

Lutz Menard


Bin ich ein Klatschmaul?

 

Herr Abel lernt per Telefon
´ne Dame, na, sie wissen schon….
den Namen darf ich hier nicht nennen.
Auf jeden Fall lernt er sie kennen.

Wozu? Na ja, er ist ein Mann
und schließlich geht es uns nichts an,
uns interessiert’s nicht, keine Spur!
Wir sagen nichts, wir meinen nur!

Jetzt kommt Frau Knoll vom Nachbarhaus,
schon stellt sie ihre Lauscher aus!
Sie ist bekannt hier ringsherum
als ausgesprochnes Tratschzentrum.

Die Neue, die Herr Abel hat
sei auch kein unbeschriebnes Blatt,
Frau Knoll kennt die Vergangenheit
genau von Abels neuer Maid.

Sie tät’ „es“, wie man hört, für Geld.
Bald weiß davon die halbe Welt.
Was könnte uns mehr Lust bereiten
als solche Art von Neuigkeiten?

Und jedem fällt dazu was ein.
Bin ich ein Klatschmaul?
Aber nein!

 

Bernhard Mößner

 

Der Schloßgeist

 

Karl-Otto, einst ein edler Spross,
spukt jetzt als Geist in seinem Schloss,
das Schloss liegt lange schon in Trümmer,
Karl-Otto aber spukt noch immer.
In jeder Nacht, zur vollen Stunde
vollführt er eine Geisterrunde.
Wieso, warum? Ich weiß es nicht,
vielleicht war er ein Bösewicht!

Am Schlossplatz ist es nicht geheuer,
Karl-Otto flattert durchs Gemäuer.
Doch wär' ein Geist kein Geist, wenn er
in kein Gewand gekleidet wär',
in seinem Hemd aus weißem Linnen
entschwebt er her sowie von hinnen,
man hört es flattern und dazu
tönt's durch die Luft: hoho, huhu!

Doch jedes Linnen, muss man wissen,
wird mit der Zeit einmal verschlissen,
und rastlos nagt der Zahn der Zeit
selbst an Karl-Ottos Hemdenkleid.
Er ohne Hemd? Nicht auszudenken,
hier hilft nur eins: Ihm eins zu schenken!
Jetzt ist die rechte Zeit dafür:
Das Weihnachtsfest steht vor der Tür.

Auch hier wie oft gibt's, Gott sei Dank,
ein Konto bei der Deutschen Bank
und dies mit meiner Kontonummer,
denn jeden Tag erwacht ein Dummer.
Ganz wichtig ist, bei milden Gaben
muss man auch etwas davon haben!
Die Spendenquittungen dazu
schick ich euch zu aus Santa Fu,
denn Spenden ist nur halb so teuer,
setzt man sie ab von seiner Steuer.
Zum guten Schluss: Das Geld ist weg
für einen wahrhaft edlen Zweck!

 

Bernhard Mößner

 


Dädalos & Co.

 

Herr Dädalos war ein Genie
in Praxis sowie Theorie:
ein Steinmetz, Maler, Ingenieur
und weltbekannter Konstrukteur!
Als Künstler hauchte er den Stein-
figuren soviel Leben ein,
dass diese, statt mit starren Mienen
zu starren, glatt zu lachen schienen.

Und lang schon vor Graf Zeppelin
zog's Dädalos zur Luftfahrt hin;
die Technik war noch primitiv,
doch immerhin: Die Kiste lief!
Er bastelte aus Gänsefedern
und Streifen aus verschiednen Ledern
ein Flugzeug, das so wenig wog,
dass es fast von alleine flog!
Dann gründete er gleich die "Air
Antike-Jet-und-Luftverkehr
GmbH & Compagnon"
mit Firmensitz: Heraklion.
Sein Sohn trat in die Firma ein,
der hatte den Pilotenschein.

Die Firma brauchte prinzipiell
anfangs noch Hilfe: finanziell
Sponsoren waren bald gefunden.
Der Chef lud sie, sowie zwei Kunden,
an einem Tag voll Sonnenschein
zu einer Flugvorführung ein.
Doch leider klappt' beim Vorführtag
fast nichts, was einzig daran lag:

Ikaros, sein verwirrter Sohn,
(und leider auch sein Compagnon)
der litt an einem Größenwahn:
Er steuerte die Sonne an,
dort kriegte er den Höhenrausch
und flog im Bogen sowie Bausch
erst durch die Lüfte (englisch: Air)
und danach steil ins Mittelmeer.
Vom Himmel regneten die Fetzen,
der Vater sah es mit Entsetzen:
Die Firma, seine neue, schöne,
bekam Liquidationsprobleme.

Denn es verließen die Sponsoren,
bevor sie hier ihr Geld verloren,
bei diesem hohen Risiko,
die Firma Dädalos & Co.
Sie investierten danach nie
mehr in die Luftfahrtindustrie,
so lag dieselbe lang danieder.
Doch, Gott sei Dank,
heut fliegt man wieder! 

 

Bernhard Mößner

 

Fritz sucht einen Yeti

 

Wozu ich leider sagen muss:
Männer gibt es, welche lügen,
dass sich schier die Balken biegen!

 

Fritz sucht in der Serengeti
wochenlang nach einem Yeti,
doch so sehr er suchte, fand
er dort nichts als gelben Sand.
So befragt’ er den Schamanen,
der besprach sich mit den Ahnen,
die verrieten ihm: Konkret
lebten Yetis in Tibet,
doch gesehen hätt’ sie keiner,
oder allerhöchstens einer:
Reinhold Messner aus Tirol,
den er danach fragen soll.
Fritz ist völlig hingerissen,
was Schamanen alles wissen!

 

Bernhard Mößner

 

 

Fritze liebt den HSV

 

Fritze liebt den HSV,
sowie Hilde, seine Frau.
Diese sagte etwas spitz:
„Mir fällt auf, mein lieber Fritz:
du bist ein Kulturbanause“,
und nach einer kurzen Pause:
„Die Kultur ist das, was zählt,
und was bei dir leider fehlt,
mache mit dem Fußball Schluss!“

„Sie hat recht“, denkt Fritz, „ich muss
mich noch bilden, und zwar schnell,
allumfassend kulturell!“
„Am Sonntag“, fiel der Hilde ein,
„bietet der Kulturverein
in der Sport- und Mehrzweckhalle
einen Abend: -Kunst für alle-.
Dieses wäre, dachte ich“,
sprach die Hilde, „was für dich!“
Fritze schweigt und nickt ergeben,
wie zumeist in seinem Leben,
und er kauft zwei Eintrittskarten!
Hilde kann es kaum erwarten.

Als der Abend, der bewusste,
kam, da kam, was kommen musste:
Hilde saß, sowie ihr Fritzen,
hinten auf zwei Polstersitzen:
Am Anfang kam ein wahrer Hüne
lauthals singend auf die Bühne,
dann sang eine früher nette,
zu ihm passende Soubrette
in Gestalt einer Walküre
eine lange Ouvertüre.

Voll begeistert schwebt die Hilde
schon in höhere Gefilde,
Fritze jedoch sitzt und leidet,
während sich die Kunst verbreitet.
War der Grund die Sommerhitze,
waren es die Polstersitze,
war’s die ungewohnte Ruh’?
Fritze fiel ein Auge zu,
erst das eine, dann das zweite
und zuletzt der Augen beide.

Kaum entschlafen, träumte Fritz
fest auf seinem weichen Sitz:
Der HSV stünd’ im Finale
doch es fehlt der ideale
Stürmer, kurz , es fehlt ein Mann
welcher Tore schießen kann.
Das Publikum murrt unzufrieden,
und das Spiel läuft unentschieden,
gegen Freiburg und SC -
welche Schande, ach herrje!
Die achtzigste Minute schon,
alles tobt im Stadion:
„Wo bleibt unser bester Schütze?
Wo ist unser Stürmer Fritze?“

Aber da, mit einemmal -
Fritz schrickt hoch und schießt den Ball,
mit dem Kopf ins nächste Tor.
Doch die Frau, schräg links davor,
heult und hält ihr rechtes Ohr.
Hilde neben Fritz erbleicht,
sie steht auf und schreit: „Es reicht!
Ein Banause bleibt Banause,
augenblicks geh’n wir nach Hause!“
Was sich dort noch zugetragen,
will und darf ich hier nicht sagen.

Keiner weiß, wie viele Fritzen
in so manchen Sälen sitzen!

Bernhard Mößner

 

 


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