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Ja, was soll ich sagen, eine Vita soll es sein? OK,
allerdings wäre mir lieber, statt meiner hier d i e Vita, die Helen nämlich,
und das leibhaftig mit einem Lied von Friedrich Holländer auf ihren Lippen, zu
sehen. Leider lebt sie nicht mehr - ich schon und versuche wenigstens, so
freche Texte zu schreiben, dass die von mir verehrte diese mit Wonne singen
würde, wenn sie denn vertont werden würden.
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Also, ich bin eigentlich, stellt Euch Meyer vor, das wäre am einfachsten, so bin
ich nämlich nicht. Mein bisheriges Leben fand an leitender Stelle in einer
Werbeagentur statt, nicht von Anfang an, da gab's hygienische Probleme mit der
Windelentsorgung - das war so um den Beginn der vierziger Jahre des vorigen
Jahrhunderts. Es gab nämlich keine, es gab nichts, aber davon im Überfluss. Mich
traf an dem ganzen Desaster keine Schuld, wegen der bewussten Windeln zum
Beispiel.
Jedenfalls wurde ich zwangsläufig größer und größer und das Längenwachstum
drohte die Vier-Meter-Grenze zu erreichen, was aber dann bei einsdreiundneunzig
ein Einsehen hatte, denn jetzt gab es zwar Windeln, die mir gepasst hätten, aber
keine Klamotten und Schuhe.
Also wurde ich erst mal Grafiker. Und älter, was dann im Laufe der Zeit nicht
nachließ sondern eher akzelerierte. Bevor man das aber offiziell bemerkte,
heiratete ich noch, bezog mit meiner frisch angetrauten ein schickes Reihenhaus,
das viel zu groß war, wie wir merkten, als wir mit dem Mobiliar aus der
Dreiundsechzig-Quadratmeter-Wohnung die nunmehr knapp viermal so große
Wohnfläche bedecken wollten. Aber wir sind ja vom Stamme der Sammler und Jäger,
nein Jäger vergessen wir mal und außer rund viertausend Büchern und ebenso
vielen Schallplatten, gab's plötzlich ein Kind sowie einen Vierbeiner, wobei es
sich bei ersterem um Katrin handelte, bei letzterem um Paula, und jetzt um Meyer
einem Beaglerüden.
Die Zeit schritt fort, mich überholte etwas, das sich dann irgendwann als eine
schwere Erkrankung, nämlich Parkinson entpuppte und mich zu der Überlegung
zwang, mach'ste weiter oder nicht. Ich machte und zwar das, was ich noch nie
gemacht hatte: Schreiben. Bis meine Frau mal aus der Küche rief, ich solle doch
nun endlich mal den Abfluss in selbiger dichten, was ich tat und bemerkte, dass
Dichten auch nicht schlecht ist. Ich wurde also Dichter, was meine gesamte
Familie missverstand - die meinten, ich wär nun vollends nicht ganz dicht und
dass wäre nun der Status quo.
Bücher von Bruno Bansen
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